Du möchtest Kalligraphie lernen und weißt noch nicht so recht, wie Du das angehen sollst? In diesem Blogartikel zeige ich Dir Schritt für Schritt, wie Du am besten startest und was Du benötigst, um mit der modernen Kalligraphie zu starten.
1. Material zum Kalligraphie lernen
Wenn Du Dich jetzt fragst: welches Papier benötige ich für die Kalligraphie? Und welche Tinte nehme ich am besten? Und womit schreibe ich überhaupt? Dann findest hier die Antworten auf die brennendsten Fragen.
Um Kalligraphie zu lernen benötigst Du eine Feder, einen Federhalter, Tinte oder Tusche und das richtige Papier. Doch es ist nicht ganz einfach, die richtigen Utensilien zu finden. Schließlich gibt es eine riesige Bandbreite an Papier und Tinte. Und bei den Federn muss man sich auch erstmal zurecht finden.
Die richtige Feder
Fest steht: Du brauchst eine Feder. Und zwar nicht irgendeine Feder. Für die moderne Kalligraphie benötigst Du eine Spitzfeder. Diese läuft vorne spitz zu und ist bei Druck flexibel. Oft zu finden ist dagegen die Bandzugfeder. Diese ist vorne nicht spitz sondern gerade und gibt bei Druck nicht nach. Diese Federn sind für die moderne Kalligraphie nicht geeigent.
Tinte oder Tusche
Mit der Spitzfeder kannst Du sowohl mit Tinte als auch mit Tusche schreiben. Beim klassischen Füllfederhalter muss man Tusche mit Partikeln auf jeden Fall vermeiden, da sie den Füller verstopfen würden. Bei der Feder ist das kein Problem.
Wenn Du Kalligraphie lernen möchtest empfiehlt sich gerade am Anfang eine schwarze Tinte/Tusche, da man damit einen möglichst großen Kontrast zum weißen Papier hat und alle Formen mit Fehlern am besten sehen kann.
Starte mit glattem Papier
Das Papier sollte für den Anfang ziemlich glatt sein. Eine raue Oberfläche wie z.B. beim Aquarellpapier ist sehr schwierig zu beschreiben und deshalb eher etwas für Fortgeschrittene. Wenn Du am Anfang Buchstaben durchpausen möchtest, dann achte darauf, dass Dein Papier nicht zu dick ist, damit Du noch die Konturen durch das Papier hindurch sehen kannst.
Kopierpapier ist übrigens nicht so gut geeignet für die Kalligraphie, da es oft zum „ausbluten“ kommen kann. So nennt man es, wenn die Tinte auf dem Papier verläuft und Deine Buchstaben dann eine ganz ausgefranste Kontur haben.
Für welchen Federhalter entscheidest Du Dich?
Federhalter bekommst Du in vielen Schreibwaren- oder Bastelgeschäften. Meist handelt es sich hier um einfache gerade Federhalter. Um Dir die Haltung etwas zu erleichtern kann der oblique Federhalter sehr gute Dienste leisten. Anfangs ist die Verwendung etwas ungewohnt. Hier sollte jeder für sich selber herausfinden, ob er lieber mit der geraden oder der oblique Variante schreibt.
Wie Du siehst gibt es eine riesige Auswahl an Materialien. Um Dir die Auswahl etwas zu erleichtern, habe ich einen kleinen Guide geschrieben. Darin findest Du alle nötigen Tools mit klaren Empfehlungen, was für Anfänger gut geeignet ist.
Den Guide kannst Du Dir hier herunterladen

2. Vorbereitung der Feder
Wenn Du eine Kalligraphie-Feder neu kaufst, ist diese mit einer Ölschicht überzogen, um das Metall vor Rost zu schützen. An dieser Ölschicht bleibt Deine Tinte/Tusche nicht haften und Du bekommst nicht mehr als ein paar klägliche Tropfen auf Deine Feder. Damit kannst Du nicht ordentlich schreiben, deshalb müssen die Federn vor der ersten Benutzung gereinigt werden.
Um die Ölschicht von der Feder zu entfernen gibt es ein paar einfache Tricks. Drei einfache Methoden zur Vorbereitung der Feder habe ich bereits in einem anderen Blogartikel ausführlich beschrieben. Wie Du am besten vorgehst, kannst Du in diesem Artikel nachlesen.
3. Arbeitsplatz vorbereiten
Ein gut vorbereiteter Arbeitsplatz kann Dir das Schreiben in einigen Punkten erleichtern. Deshalb bekommst Du jetzt noch einige Tipps, was Du Dir alles bereitlegen solltest, damit Du möglichst gut starten kannst.
- Papier: lege Dir einige Blätter Papier (einfaches Kopierpapier reicht aus) unter Dein Schreibblatt. Dadurch wird die Unterlage etwas weicher und es lässt sich besser schreiben
- Wasserglas: um die Feder in Schwung zu bringen oder um sie nach der Arbeit zu reinigen, hilft Dir ein Glas mit Wasser weiter. Du brauchst kein besonders großes Gefäß, achte lieber darauf, dass das Glas oben eine weite Öffnung hat. Zumindest wenn Du mit dem oblique Federhalter schreibst, brauchst du viel Platz zum Eintauchen.
- Tuch: Nach dem Reinigen der Feder solltest Du sie unbedingt abtrocknen. Und achte darauf, dass kein Wasser in die Halterung des Federhalters läuft. Sonst kann es dort leicht anfangen zu rosten. Und das Tuch kann auch gute Dienste leisten, wenn mal ein Tropfen Tinte daneben landet oder Du kannst die Feder auch einfach mit einem feuchten Lappen reinigen. (Das verhindert auch Wasser in der Halterung)
- Linienblatt: ich bin ein großer Verfechter des Linienblatts. Damit kannst Du genau kontrollieren, wie groß Deine Buchstaben werden sollen, wie das Verhältnis von Ober- und Unterlängen zur Basishöhe ist und Du schreibst auch garantiert gerade. Lege Dein Linienblatt unter das Schreibblatt und schon weißt Du genau, wo und wie groß Du Deine Buchstaben schreiben musst.
4. Aufwärmübungen vor dem eigentlichen Kalligraphie lernen
Vor dem schreiben solltest Du Deine Hand etwas aufwärmen. Genau wie beim Sport auch, machst Du Deine Muskeln damit warm und geschmeidig und Du wirst schnell merken, dass die Buchstaben mit einer nicht aufgewärmten Hand nicht so schön glatt und gleichmäßig werden wie die Buchstaben mit einer aufgewärmten Hand. Für die Aufwärmübungen reicht ein einfacher Bleistift aus, es geht auch ein Fineliner oder Kugelschreiber. Die Aufwärmübungen müssen nicht besonders schön werden oder hinterher vorzeigbar sein. Es geht wirklich nur darum, dass Du die Muskeln in Deiner Hand benutzt und bewegst. Hier findest Du einige Übungen, die gut zum warm machen geeignet sind:

5. Feder kennenlernen
Jetzt wird es Zeit, sich mit Deiner Feder vertraut zu machen. Fange langsam an, erste Striche mit und ohne Druck zu machen. Beachte: wenn Du Druck auf die Feder ausübst, dann immer auf Dich zu ziehen, niemals Druck ausüben, wenn Du sie nach oben schiebst. Dann verhakt sich die Feder im Papier und kann zerbrechen. Aber wahrscheinlich wirst Du ziemlich schnell feststellen, dass das auch gar nicht so recht funktioniert. Starte mit geraden Strichen, dann übe Dich in Kurven und Schlangenlinien. Und wenn Du das Gefühl hast, dass Du mit Deiner Feder zurecht kommst, dann wird es Zeit die Kalligraphie zu lernen. Nun kannst Du dazu übergehen, Grundstriche und Buchstaben zu üben. Wenn Du Übungsblätter hast, kannst Du diese unter Dein Schreibblatt legen und durchschreiben. Oder Du kannst direkt darauf schreiben und die Form der Buchstaben nachziehen. Wenn Du nur ein Alphabet hast, dann schreibe die Form der Buchstaben nach. Und jetzt solltest Du den Buchstaben wiederholen, bis Du Dir mit der Form sicher bist. Dann kannst Du zum nächsten Buchstaben übergehen.
Wenn Du noch auf der Suche nach dem richtigen Material, Übungsblättern und Alphabet bist, dann kann ich Dir dieses Starterkit ans Herz legen:

Starterset moderne Kalligraphie
Darin findest Du verschiedene Federn, einen geraden und einen oblique Federhalter, schwarze Tinte, einen Block in DIN A4, ein Arbeitsheft mit Anleitung, ein Linienblatt, Übungsblätter für Klein- und Großbuchstaben und Zahlen und eine praktische Box zur Aufbewahrung des Materials.
6. Eine schöne Schrift bekommen
Nachdem Du die ersten Buchstaben geschrieben hast, heißt es üben, üben, üben. Denn die Kalligraphie funktioniert durch ein Muskelgedächtnis. Das bedeutet, dass die Muskeln in der Hand die Bewegung so oft wiederholen, bis Du die Bewegung auch ohne darüber nachzudenken ausführen kannst. Und das ist auch der Zeitpunkt, an dem Deine Buchstaben schön gleichmäßig werden. Und wie kommst Du nun zum Muskelgedächtnis? Durch regelmäßiges Training. Am besten täglich für 20-30 min schreiben. Das bringt Dir enorme Fortschritte und Du wirst schnell merken, wie sich Dein Schriftbild verbessert. Und tägliches Üben für einige Minuten bringt mehr, als einmal die Woche für 3 Stunden am Schreibtisch zu sitzen und zu üben.
Um Dir eine neue Routine anzueignen lege Deine Kalligraphie-Materialien griffbereit an einem Ort zurecht, z.B. in einer Box gesammelt. Wenn Du dann Zeit hast, brauchst Du Dir nur Deine Box zu greifen und kannst gleich loslegen ohne lange suchen zu müssen. So kannst Du auch bei einem knappen Zeitplan regelmäßig Kalligraphie lernen und an Deiner Schrift arbeiten.
Wenn Du diese Schritte befolgst, bist Du auf dem besten Weg, Dir eine Schönschrift zuzulegen. Aber wie schon erwähnt: ohne Fleiß kein Preis. Um zu schönen Ergebnissen zu kommen ist etwas Geduld und viel Übung notwendig. Aber wenn Du regelmäßig übst, wirst Du schnell Fortschritte sehen und die Kalligraphie lernen.
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Viel Erfolg und viel Freude beim Schreiben und Üben!
Deine Melanie
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