Wie schreibst Du Deine moderne Kalligraphie? Frei Hand auf dem Papier oder verwendest Du ein Linienblatt? Um ein gerades Ergebnis zu bekommen empfiehlt es sich auf jeden Fall, mit Hilfslinien zu arbeiten. Linienblätter lassen sich aber nicht immer verwenden. Was Du alternativ verwenden kannst, verrate ich Dir hier.
Für die moderne Kalligraphie solltest Du auf jeden Fall ein Linienblatt verwenden. Dadurch wird die Zeile schön gerade, die Buchstaben bekommen die gleiche Höhe und Du kannst den Schreibwinkel einhalten. Besonders als Anfänger möchte ich Dir die Verwendung von Linienblättern ans Herz legen. Haben sich die Buchstaben gut eingeprägt kann man auch mal auf einige Hilfslinien verzichten, aber eine Basislinie sollte man sich trotzdem immer setzen.
Schreibt man für Übungszwecke auf einfaches weißes Papier mit 80-100 g/m² ist die Verwendung eines Linienblatts ja auch gar kein Problem, doch was kann man tun, wenn der Untergrund eine dunkle Farbe hat oder aus sehr dickem Papier besteht?
Möglichkeit 1: Hilfslinien von Hand mit dem Lineal ziehen
Das ist wohl die naheliegendste Option, einfach zu Bleistift und Lineal greifen und parallele Linien auf dem Papier ziehen. Wenn Du das machen möchtest, dann beachte: das Verhältnis der Abstände sollte 3:2:3 betragen. Also von der obersten zur nächsten Linie 9mm, dann 6mm und nochmal 9mm oder eben größer oder kleiner, je nach Bedarf. Nur das Verhältnis sollte immer diese 3:2:3 betragen. Und dann werden in einem Winkel von 67° die Hilfslinien für die Einhaltung des Schreibwinkels eingezogen.
Der Nachteil dieser Methode ist der Zeitaufwand. Es dauert schon eine ganze Weile, bis man ein DIN A4 Blatt durchliniert hat. Dazu kommt, dass die Linien nach dem Trocknen der Tinte auch noch wieder wegradiert werden müssen. Also nochmal Zeitaufwand. Und auf jeden Fall sollte man warten, bis die Tinte komplett getrocknet ist!!! Am besten über Nacht trocknen lassen, dann bist Du auf Nummer sicher. (Ich bin ja ein Kandidat, der gerne zu ungeduldig ist und zu früh anfängt mit dem radieren und schon ist die ganze Tinte verschmiert und die ganze Arbeit für den Du weißt schon was…) ;-D
Möglichkeit 2: Verwende ein Kalligraphie Linienblatt und ein Lightpad
Diese Möglichkeit bietet sich an, wenn Du etwas dickeres, aber helles (weißes, cremefarbenes) Material verwendest, durch das Du Deine Hilfslinien nicht sehen kannst. Dann legst Du das Ganze auf ein Lightpad. Falls Du nicht weißt, was ein Lightpad ist: das sieht so aus wie ein iPad, aber außer Licht an und aus kann es eigentlich nichts… Damit kannst Du Dein Papier mit dem Linienblatt darunter von unten durchleuchten und so siehst Du die Hilfslinien auch durch Dein dickes Papier hindurch scheinen.
Der Vorteil ist, dass Du ein einfaches Linienblatt verwenden kannst und keine weitere Arbeit mit dem Ziehen oder Entfernen von Hilfslinien hast. Der Nachteil ist, dass Du das Lightpad nur verwenden kannst, wenn Du ein helles Papier hast, da die Hilfslinien bei dunklem Papier nicht durchscheinen. Ein weiterer Nachteil ist natürlich, dass Du erstmal in ein Lightpad investieren musst. Wenn Du das Ganze ausprobieren möchtest, kannst Du Dir auch eine Lightbox nachbauen: lege rechts und links 2 gleichgroße Bücherstapel auf Deinen Schreibtisch. Darauf legst Du eine Glasscheibe. Unter die Glasscheibe positionierst Du eine Lampe, die nach oben strahlt. Wenn Du jetzt Dein Papier und Dein Linienblatt auf die Glasscheibe legst, hast Du den gleichen Effekt, wie bei einem Lightpad.
Möglichkeit 3: Benutze eine Schablone
Um Umschläge zu beschriften gibt es spezielle Schablonen. Mit Hilfe dieser Schablonen wird Dein Text in die ausgesparten Bereiche geschrieben. Sie werden so automatisch gerade, meist hilft eine Markierung auch dabei genau mittig zu schreiben. Aber diese Schablonen sind eher klein und deshalb genau richtig, um Briefumschläge zu beschriften. Für längere Texte sind sie ungeeignet. So eine Schablone kannst Du Dir aus fester Pappe auch einfach selbst anfertigen, indem Du festlegst, wo Du schreiben möchtest und genau diese Fenster aus der Pappe ausschneidest. Anschließend noch eine Markierung in die Mitte der Schablone setzen – fertig!
Der Nachteil von den Schablonen ist, dass man in den Aussparungen keinen Platz für die Ober- und Unterlängen hat. So muss man zuerst den Text ohne die längeren Schleifen schreiben und anschließend die Schablone wegnehmen und die Schleifen ergänzen. Mit etwas Übung ist aber auch diese Methode zu schaffen 😉
Möglichkeit 4: Linien mit einer Laserwasserwaage „ziehen“
Mit dem Laserstrahl einer Laserwasserwaage kannst Du ganz einfach eine Linie auf das Papier projizieren. Dafür brauchst Du nur die Laserwasserwaage auf das Papier zu stellen und zu starten, schon bekommst Du einen linienförmigen Laserstrahl auf Dein Papier gestrahlt. Wenn Du Rechtshänder bist, dann stelle den Laser auf die linke Seite, sonst verdeckt Deine Hand den Laserstrahl und schon geht’s los! Bist Du fertig mit dem Schreiben brauchst Du nicht zu radieren, sondern nur den Laser auszuschalten. Du kannst den Laserstrahl sehr einfach neu positionieren, bist nicht in der Länge der Zeile eingeschränkt und auch nicht in der Anzahl der Zeilen. Deshalb ist dies eine sehr einfache Methode, um Hilfslinien zu ziehen. Außerdem ist so eine Laserwasserwaage schon für wenig Geld zu bekommen.
Der Nachteil ist, dass die einzelnen Zeilen nicht parallel werden, wenn Du den Laser nicht ordentlich positionierst. Damit alles schön gerade wird, lege Dir ein Linienblatt unter, dass rechts und links unter Deinem Papier hinausschaut (und die Linien müssen auch hinausschauen). Dann richtest Du den Laser so aus, das er auf der rechten und linken Seite auf der Linie entlangläuft und schon bekommst Du parallele Linien.
Wie Du siehst, ist es gar nicht so schwer, sich eine Hilfslinie zu organisieren, auch bei „schwierigerem“ Papier. Und Deine Kalligraphie wird garantiert schöner, wenn Du Linienblätter verwendest oder, falls das nicht geht, eine der anderen Methoden anwendest. Wenn Du bis jetzt noch kein Kalligraphie Linienblatt hast, dann lade Dir hier unbedingt eins herunter:
Welche Methode möchtest Du gerne ausprobieren? Schreib es mir in die Kommentare!
Liebe Grüße Melanie
4 Comments
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Fritz Pohl
Hallo Melanie. Ich darf doch Melanie zu Ihnen sagen? Danke für den 2. Newsletter, den ich heute erhalten habe. Das sind tolle Informationen für einen Anfänger wie mich. Die Infos über die richtige Materialwahl finde ich sehr wichtig. Es hat ja alles etwas mit Geld zu tun und bei uns Pensionisten ist das nicht sehr üppig. Ich hab zwar, wie schon erwähnt, vor 15 Jahren einen Wochenendkurs besucht, da ging es weniger um das Material, da ging es eher um das Schönschreiben.
Das ganze Leben ist Lernen. Von der Geburt bis zum Lebensende.
Freundliche Grüße sendet Fritz Pohl aus Braunau am Inn.
Horst Frank
Hallo, ich bin purer Anfänger und interessiere mich die Kalligraphie und würde mich über einen Übungsbogen sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Lettermanufaktur
Hallo lieber Horst,
danke für die schöne Idee. Ich habe auch tatsächlich bereits über so etwas nachgedacht, bis jetzt aber leider noch nicht die Zeit dazu gefunden. Vielleicht klappt es noch im Lauf des Jahres. Liebe Grüße Melanie